Verben

Verben tragen in sich die Fähigkeit, die verschiedenen Facetten von Ereignissen und Zuständen zu vermitteln – sei es deren Aktionsart oder Aspekt, wie Dauer und Beginn. 

Diese sprachlichen Ausdrücke vermitteln subtile Nuancen, die das Geschehen detailliert und präzise wiedergeben.

Das Auftreten von Verben im späteren Verlauf des zweiten Lebensjahres kennzeichnet einen bedeutenden Meilenstein in der Sprachentwicklung eines Kindes. 

Es zeigt, dass das Kind nun in der Lage ist, Aktionen, Ereignisse und Prozesse zu erkennen und darzustellen. Die Vorläufer der Verben waren Aktionswörter, die die Grundlage für das Verständnis von Handlungen legten. 

Die Verwendung von Verben beruht auf der kognitiven Entwicklung einer räumlich-zeitlichen Vorstellung gegen Ende des zweiten Lebensjahres. 

Verben beschreiben Handlungen und Vorgänge, die durch ihre räumliche Dimension (z. B. Ortsveränderung beim Bringen eines Gegenstandes) eine zeitliche Komponente implizieren.

In zahlreichen unterschiedlichen Situationen und grammatikalischen Konstruktionen lauscht das Kind den Bezügen von Handlungen und Vorgängen. Hierbei werden Kontexte mit verschiedensten Nuancen und Bedeutungen wahrgenommen, wie beispielsweise:

– gehen – Marie geht. = nur Subjektangabe

– Die Oma geht nach oben. = Richtungsbestimmung 

– Papa geht einkaufen. = Infinitivergänzung 

– Das geht nur mit Schuhen. = Präpositionalergänzung 

– Mama geht auf Arbeit. = Lokalergänzung 

– Er geht heute. = Temporalergänzung essen 

– Tom isst. = nur Subjektangabe 

– Paul isst Pizza. = Akkusativergänzung 

– Wir essen zu Hause. = Lokalergänzung holen 

– Mama holt das Fahrrad. = Akkusativergänzung

 

Beispiele für den erweiterten Gebrauch mit Wortbildungsmorphemen: 

 

– weggehen, aufgehen, vergehen, zergehen 

– aufessen, wegessen – aufholen, nachholen

Ebenso verhält es sich mit anderen Verben wie „essen“ und „holen“. 

Die Mehrdimensionalität desselben Verbs in diversen Kontexten und seine unterschiedlichen grammatikalischen Einschließungen, wie im Fall von „gehen“, hat offenkundig einen signifikanten Einfluss auf die Entwicklung seiner Bedeutung. 

Untersuchungen haben gezeigt, dass die vielfältige sprachliche Anwendung einer Bezugsperson, üblicherweise der Mutter, optimale Voraussetzungen für das schrittweise Nutzen des syntaktischen Kontexts zur Interpretation

 von Bedeutungen schafft, die durch den außersprachlichen Kontext angedeutet werden.

Zusammengesetzte Handlungsverben wie „aussteigen“, „hochmachen“ und „rausgehen“ (mit Richtungsangabe) sind nicht immer unmittelbar verständlich in ihrer Bedeutung. 

Hierbei verknüpft das Kind die aktuelle Handlungsrichtung, auf die es verweist, nicht immer präzise mit der entsprechenden sprachlichen Richtungsangabe.

Es nutzt eine Bezeichnung, um zwei Richtungen zu erfassen. Die anfängliche Herausforderung beim Erlernen solcher Verben mit räumlich-zeitlicher Semantik liegt sichtlich darin, die gegensätzlichen 

Richtungen durch verschiedene Vorsilben am selben Infinitivgrundverb zu kennzeichnen. 

Das Kind muss den Schwerpunkt der sprachlichen Markierung von Bedeutungsunterschieden am Verb auf die „adverbiale Vorsilbe“ verlagern (rausgehen – reingehen).

Dialogbeispiele für erste spontan-initiative Äußerungen mit zusammengesetzten Verben:

Beispiel 1: Beim Spielen mit Bauklötzen

Kind: „Mama, ich Türme bauen!“ – Das Kind zeigt auf die Bauklötze und bittet die Mutter um Aufmerksamkeit. Es möchte zeigen, dass es gerne Türme aus den Klötzen bauen möchte.

Mutter: „Das ist großartig! Du kannst die Klötze stapeln und einen hohen Turm bauen.“

 

Beispiel 2: Beim Essen

Kind: „Papa, ich Apfel essen!“ – Das Kind zeigt auf den Apfel auf dem Tisch und teilt seinem Vater mit, dass es den Apfel essen möchte.

Vater: „Klar, du kannst den Apfel essen. Ich helfe dir, ihn zu schneiden.“

 

Beispiel 3: Beim Anziehen der Schuhe

Kind: „Schuhe anziehen, alleine machen!“ – Das Kind drückt seinen Wunsch aus, seine Schuhe selbst anzuziehen und unabhängig zu sein.

Mutter: „Du möchtest deine Schuhe alleine anziehen? Das ist toll! Ich bin hier, um dir zu helfen, wenn du es brauchst.“

 

Beispiel 4: Beim Betrachten von Tieren im Park

Kind: „Hunde laufen, schnell!“ – Das Kind beobachtet Hunde, die im Park herumrennen, und kommentiert ihre schnelle Bewegung.

Vater: „Ja, die Hunde laufen sehr schnell! Sie haben so viel Energie.“