Konjunktionen

„Auch bei den Nebensätzen kann, ähnlich wie bei den Fragesätzen, die einleitende Partikel (die Konjunktion…) längere Zeit unausgesprochen bleiben, also gerade derjenige Sprachbestandteil, der für den theoretischen Grammatiker erst den Charakter des Nebensatzes bestimmt. W. Stern, 1923, Psychologie der frühen Kindheit

Konjunktionen sind bedeutende Mittel zur Verknüpfung von Sätzen und zur Gestaltung narrativer Inhalte. Mit ihnen können Beziehungen wie Zugehörigkeiten und Abhängigkeiten ausgedrückt werden. Ab einem Alter von etwa 2 Jahren und 4 Monaten beginnt das Kind, Konjunktionen zu verwenden. Diese dienen dazu, Beziehungen zwischen sprachlichen Einheiten wie Wörtern, Wortgruppen und Sätzen herzustellen. Diese Verbindung von sprachlichen Einheiten zeigt gleichzeitig eine Bedeutungsbeziehung zwischen ihnen an. Es ist jedoch zu beachten, dass der Gebrauch von Konjunktionen anfangs zeitverzögert in Äußerungen auftritt, die an vorherigen Tagen in der Erwachsenensprache gehört wurden.


Die Verwendung von Konjunktionen weist darauf hin, dass das Kind fähig ist, Beziehungen zwischen sprachlichen Elementen herzustellen. Der Gebrauch beginnt etwa in der Mitte des dritten Lebensjahres. 

Dabei werden Konjunktionen zunächst in Äußerungen verwendet, die zeitversetzt reproduziert werden, die also an früheren Tagen in der Erwachsenensprache gehört wurden.


Das koordinierende „und“ wird zuerst als Aufzählung oder Verbindung verwendet. Es erscheint sowohl in initiativen Dialogbeiträgen mit expliziter Ausformulierung der verknüpften Wörter oder Wortgruppen als auch in reaktiven Dialogbeiträgen in Form eines Ergänzungssatzes. Bei „weil“ ist der Gebrauch ähnlich, wobei es zuerst in reaktiven Dialogbeiträgen in einer ergänzenden Äußerung verwendet wird, meist als kausaler Nebensatz.

Beispiele für den Gebrauch von „und“ in Dialogen:

Alter: 2;5

Situation: Das Kind sieht ein Bild von einem Roller und erzählt:

Kind: „Ich kann fahren, so, ein Bein rauf und am Lenker festhalten.“

 

Alter: 2;9

Situation: Das Kind hört eine Bildgeschichte erneut (eine Katze lässt ein Haus auf ihren Kopf fallen):

Erwachsener: „Die hat Stöcker und Steine auf die Arme, die Beine bekommen.“

Kind: „Und bei den Augen, bei den Beinen, bei dem Kopf.“

Beispiel für den Gebrauch von „trotzdem“ in einem Dialog:

Alter: 2;9

Situation: Das Kind sieht, wie der 10 Monate alte Bruder eine Tasse Kaffee umschüttet:

Kind: „Hat er nicht aufgepasst.“

Erwachsener: „Holger ist noch klein, der weiß das noch nicht.“

Kind: „Kann er trotzdem machen!“

Beispiele für den Gebrauch von „weil“ in Dialogen:

Alter: 2;10

Situation: Die Mutter hilft dem Kind beim Ankleiden nach dem Aufstehen, und es teilt spontan mit:

Kind: „Ich habe gut geschlafen, weil ich gehustet habe.“

 

Alter: 3;4

Situation: Das Kind wird aufgefordert, zum Abendessen zu kommen:

Kind: „Ich habe keinen Hunger!“ Erwachsener: „Warum hast du keinen Hunger?“

Kind: „Na, weil ich gestern Abendbrot und heute früh gegessen habe!“