Oft sind konzeptuelle Vorstellungen von „Korrekturen“ eng damit verknüpft, dass den Lernenden mitgeteilt wird, dass sie einen „Fehler“ gemacht haben. Wenn dies jedoch in den frühen Phasen des Spracherwerbs geschieht, könnte dies dazu führen, dass Kinder im Alter von ein bis vier Jahren die Freude an der sprachlichen Kommunikation verlieren. Mütter und Väter erkennen dies oft intuitiv.
Es ist offensichtlich, dass Kinder ihre Muttersprache besonders schnell erlernen, da sie durch die Anerkennung ihrer Kommunikationsversuche ständige Akzeptanz für ihre Ausdrucksweise erfahren. Selbst wenn ihre sprachlichen Äußerungen noch nicht den Normen der Umgebungssprache entsprechen.
In elterlichen Gesprächsbeiträgen sind bestimmte Verhaltensweisen (sprachliche Handlungen) erkennbar, die die Funktion einer Korrektur haben. Sie können auf verschiedene Aspekte der kindlichen Sprache abzielen und in impliziter (unauffälliger) oder expliziter (deutlicher, offensichtlicher) Form auftreten. Im folgenden Beispiel sind Korrekturdialoge mit einem Kind im Alter von etwa 3 Jahren dargestellt.
KIND: M.
ALTER: 2;7,14
SITUATION: M. sieht auf dem Weg zum Spielplatz 2 Fahrräder und sagt:
KIND: Eins, zwei, Mens (Mensch) so viele Fahrrad!
ERWACHSENER: Stimmt, so viele Fahrräder.
KIND: So viel F-fräder
ERWACHSENER: Genau.
KIND: M.
ALTER: 2;7,14
SITUATION: Als M. der eben gebaute Legoturm umfällt, sagt sie:
KIND: Guck ma, mein Purm is um-e-kippt.
ERWACHSENER: Der Turm heißt das, ja
KIND: Der Turm is umkippt.
ERWACHSENER: Ja, dann stellst du ihn wieder auf.
KIND: T.
ALTER: 2;11,25
SITUATION: Als T. in einem neuen Bilderbuch auf Kühe zeigt (kreisende Fingerbewegung), äußert er:
KIND: Kuh.
ERWACHSENER: Kühe. (länger gedehnt)
KIND: Kühe.
ERWACHSENER: Ja, siehst du, die machen alle muh, die werden gemolken/…von der Kuh kriegen wir ja die Milch die bei uns in der Flasche im Kühlschrank steht/ die is von einer Kuh.
KIND: T.
ALTER: 2;11,30
SITUATION: T. gibt der Mutter die Sauerstoffflasche eines Tauchers aus einem Überraschungsei und äußert:
KIND: Taucherflasse
ERWACHSENER: Taucherflasche ja, da is der Sauerstoff drin, damit der Taucher Luft kriegt/ denn unter Wasser kann man ja keine Luft holen/ da verschluckt man sich sonst ganz doll.
KIND: H.
ALTER: 3;3,12
SITUATION: H. zeigt auf eine abgebildete Höhle in einem Bilderbuch und sagt:
KIND: Guck ma, Troffenhöhle (Tropfenhöhle
ERWACHSENER: Tropfhöhle? Tropfsteinhöhle?
KIND: Ja
ERWACHSENER: Stimmt
Langjährige Analysen von Dialogen haben gezeigt, dass Eltern nur selten und wenn überhaupt, dann erst in späteren Entwicklungsstadien explizit auf den Fehlercharakter der Äußerung hinweisen, wenn sie korrigieren. Es gibt verschiedene Arten von Korrekturen, die beobachtet werden können:
KIND: A.
ALTER: 1;1,9
SITUATION: Kind zeigt in einem Buch auf das Bild einer Kuh und sagt:
KIND: Muh.
ERWACHSENER: Nein, keine Muh. Katze.
KIND: C.
ALTER: 2;4,12
SITUATION: Kind zeigt auf einen Rhabarber und sagt:
KIND: Daab (Stab)
ERWACHSENER: Das ist ein Rhabarberstengel.
KIND: Barbedengel (unmittelbar nachgeahmt)
KIND: R.
ALTER: 2;3,23
SITUATION: Kind zeigt auf Krümel, die auf dem Tisch liegen und sagt:
KIND: Dümel
ERWACHSENER: Nicht Dümel, Krümel.
KIND: Krümel
KIND: B.
ALTER: 2;0,9
SITUATION: Kind zeigt auf die Haargummies im Bad und sagt:
KIND: Da, Bummi (Gummi)
ERWACHSENER: Ein Gummi
KIND: Ein Dummi (unmittelbar nachgeahmt)
KIND: W.
ALTER: 2;6,9
SITUATION: Kind versucht den Stuhl vom Esstisch wegzuschieben und sagt:
KIND: Ich hab deschiebt.
ERWACHSENER: Nicht deschiebt, geschoben.
KIND: Geschoben?
KIND: D.
ALTER: 2;9,18
SITUATION: Kind sieht einen Tannenbaum und sagt:
KIND: Da, ein Tantenbaum.
ERWACHSENER: Nicht Tantenbaum, Tannenbaum.
KIND: Tannenbaum
KIND: U.
ALTER: 2;8,1
SITUATION: Kind hört am Meer die Wellen rauschen und sagt:
KIND: Mama, das Wasser tauscht.
ERWACHSENER: Rauscht
KIND: Rauscht